Teil 1: Wohnraumversorgung – Hintergründe und Zusammenhänge
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Wohnraumversorgung
- Teil 1: Wohnraumversorgung – Hintergründe und Zusammenhänge
- Teil 2: Wohnraumversorgung - Klimaverträgliches Bauen
- Teil 3: Wohnraumversorgung - Was können natürliche Baustoffe bewirken?
- Teil 4: Wohnraumversorgung - Das Prinzip „Lego“: Rezyklierbarkeit und Kreislaufwirtschaft
- Teil 5: Wohnraumversorgung - Wohnfläche und Suffizienz – Wie viel ist genug?
- Teil 6: Wohnraumversorgung - Wo Märkte sinnvoll sind (und wo nicht)
- Teil 7: Wohnraumversorgung - Wohnungspolitische Instrumente und Eigentumsverhältnisse in Deutschland
- Teil 8: Wohnraumversorgung - Warum wir einen umfassenden kulturellen Wandel benötigen
- Teil 9: Wohnraumversorgung - Warum Wohnraum immer auch emotional ist
- Teil 10: Wohnraumversorgung - Unser „Neschtle“ oder die Transformation im Tun
Wir sind überzeugt: Die Wohnraumversorgung ist DAS politische und gesellschaftliche Feld, in dem Veränderungen die größten sozialen und ökologischen Auswirkungen hätte. Insofern lohnt es sich, die Wohnungsfrage, mit all ihren komplexen Ebenen, zu durchdringen.
Wohnraumversorgung – DIE soziale Frage unserer Zeit
Jede Zeit hat ihre eigenen Zielvorstellungen und Lebensgewohnheiten – so auch beim Wohnen. In einer klimatisch aufgeheizten Welt müssen wir den Tatsaschen ins Auge sehen, dass das Bauschaffen für 60 % des weltweiten Ressourcenverbrauchs, 50 % des weltweiten Abfallaufkommens und für mehr als 50 % der weltweiten Emissionen verantwortlich ist 1. Das sind Zahlen und Fakten, die wir nicht einfach ignorieren können. Wir benötigen einen gesellschaftlichen Wandel, der einen neuen Umgang mit Wohnraum verspricht, um dem zu begegnen. (Siehe Teil 9 unserer Serie)
Sind die klimapolitischen Auswirkungen der Wohnraumfrage eher abstrakt und lassen uns die Folgen nicht immer direkt spüren, sieht man die sozialpolitischen Auswirkungen ganz konkret im nahen Umfeld. Es gibt kaum jemanden, der die dramatische Situation auf dem Wohnungsmarkt nicht spürt. Die Polykrisen haben direkte Folgen auf die Wohnraumfrage: Russlands Krieg gegen die Ukraine treibt die Energiepreise und verteuert das Heizen. Die Inflation treibt die Zinsen und damit die Finanzierungskosten. Die Klimapolitik macht Bauen und Sanieren teurer und durch Individualisierung, Migration und demografische Entwicklungen benötigen wir mehr Wohnraum. Auf diese sozialpolitischen Effekte muss reagiert werden.
JA, wir brauchen eine ökologisch nachhaltige Wohnraumversorgung, aber sie muss sozial gerecht gestaltet sein.
Wohnen ist ein Grundbedürfnis und gehört zur öffentlichen Daseinsvorsorge und dient einer resilienten Demokratie. Wir müssen uns im Klaren sein, dass es einen Zusammenhang zwischen Wohnraumversorgung, öffentlicher Infrastruktur und rechtspopulistischen Denk- und Handlungsformen gibt 2. Der Staat und die Gesellschaft brauchen hier Lösungen und sind gleichermaßen gefragt.
Die sozialpolitischen Fragen rund um das Thema bezahlbarer Wohnraum sind vielschichtig und ließen sich, wenn überhaupt, nur durch einen Staat lösen, der das wirklich will. Es braucht daher einen bunten Strauß an Akteuren, Instrumenten und gemeinwohlorientiertem Handeln. Ebenso braucht es Wissen, um das wohnungspolitische Feld in Gänze zu durchdringen, um die Möglichkeiten zu sehen, die eine sozio-ökologische Transformation im Wohnsektor tatsächlich birgt. Diese aufklärerische Arbeit versuchen wir mit dieser Serie von insgesamt 10 Blogbeiträgen zu leisten.
Fußnoten
- Werner Sobek (2022): non nobis - über das Bauen in der Zukunft. Band1. Stuttgart, S.18.zurück nach oben
- Peter Bescherer; Anne Burkhardt; Robert Feustel; Gisela Mackenroth; Luzia Sievi (Hg.): Urbane Konflikte und die Krise der Demokratie: Stadtentwicklung, Rechtsruck und Soziale Bewegungen. Münster. 2021.zurück nach oben