Klimakiller Bau: Unsere Recherche
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Bauen & Klima
- Wie sind die Umweltauswirkungen unserer Bautätigkeiten?
- Klimakiller Bau: Unsere Recherche
- Die nestbau AG auf dem Holzweg
Eine der Auswirkungen unserer ersten Gemeinwohlbilanz war unser Entschluss, die Umweltwirkungen unserer Bautätigkeiten genauer zu betrachten und Wege zu finden, diese zu reduzieren. Dieser Artikel ist der zweite Teil einer Miniserie, die unseren Weg zu klimafreundlicherem Bauen dokumentiert.
Die Umweltwirkungen von Gebäuden sind enorm. Nach dem jüngsten UN-Report für die Gebäudewirtschaft gehen 38 % der globalen CO2-Emissionen auf das Konto des Gebäude- und Bausektors. Die Branche hinkt damit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens stark hinterher.1
Hauptproblem sind die Baustoffe
Auch die nestbau AG musste nach der Erstellung einer Gemeinwohlbilanz für das Jahr 2018 feststellen, dass über die Umweltwirkungen unserer Bautätigkeit fast keine Informationen vorliegen. Vor dem Hintergrund der Klimakrise als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit wollten wir dies nicht hinnehmen. Wir haben uns daher dazu entschlossen, uns aktiv mit den Umweltwirkungen unserer Bautätigkeit zu beschäftigen, um diese mittelfristig reduzieren zu können. Hierfür wurde exemplarisch das Bestandsgebäude in Tübingen-Hirschau analysiert. Es stellte sich dabei heraus, dass der Löwenanteil der Umweltbelastungen eines Gebäudes auf die Baustoffe Beton, Stahl und die im Mauerwerk verwendeten Porenbetonsteine zurückzuführen ist. Bei dem Gebäude in Tübingen-Hirschau waren diese drei Baustoffe für schätzungsweise gut drei Viertel der ausgelösten CO2-Emissionen und über 70 % der nicht erneuerbaren Primärenergie verantwortlich. (Die Details zur Analyse finden sich in Teil 1 Der Artikelreihe: Wie sind die Umweltauswirkungen unserer Bautätigkeiten?)
Holzbau als mögliche Lösung
Gelingt es, diese drei Baustoffe zu reduzieren oder gar zu ersetzen, werden die Umweltwirkungen eines Gebäudes drastisch vermindert. Die besten Auswirkungen auf die Umweltbilanz hat der Baustoff Holz, da dieser die Eigenschaft aufweist, während der „Herstellung“, d.h. des Wachstums, CO2 zu binden, anstatt zu emittieren. Während der Nutzungsphase eines Gebäudes fungiert Holz damit gar als Energie- und CO2-Speicher. Erst nach Abbruch des Gebäudes wird ggf. durch das Verbrennen des Holzes das gebundene CO2 freigesetzt. Aufgrund dieser Ergebnisse möchte die nestbau AG perspektivisch auf Holzbauweise umsteigen.
Erste Nachfragen bei Planern und Architekten dämpften jedoch zunächst den Optimismus. 10-15 % Mehrkosten wurden in den Raum gestellt. Eine Vermietung unterhalb des Mietspiegels wäre bei einer solchen Kostensteigerung nicht mehr rentabel möglich. Die schlichte Weitergabe der Mehrkosten an die Mieter stellt für die nestbau AG, die sich der Errichtung von bezahlbarem Wohnraum verpflichtet hat, ebenfalls keine Option dar. Es müssen Wege gefunden werden, die ökologische Optimierung unserer Gebäude ohne signifikante Kostensteigerungen durchführen zu können.
Nach genauerer Recherche hat sich das Bild jedoch gedreht. Seit November 2020 ist die nestbau AG mit verschiedenen Akteuren der Holzbaubranche in intensivem Kontakt, wodurch bereits einige Bedenken ausgeräumt werden konnten. Auch wenn der Weg zum ersten nestbau-Holzhaus sicher noch den einen oder anderen Stolperstein enthält, nehmen wir diese Herausforderung gerne an und werden unsere Aktivitäten auf diesem Bereich weiter intensivieren.
Wie es weitergeht, lesen Sie in Teil 3: Die nestbau AG auf dem Holzweg
Fußnoten
- siehe Artikel „Rekord bei CO2-Ausstoß im Gebäudesektor“ bei science.orf.at zurück nach oben