Jahr der Genossenschaften
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In loser Folge veröffentlichen wir hier Beiträge unserer Aufsichtsrät:innen, mit denen sie nicht nur wichtige Themen akzentuieren, sondern sich zugleich mit ihren Perspektiven erkennbar machen.
Warum wir Genossenschaften und andere gemeinwohlorientierte Akteure für eine neue Wohnungspolitik brauchen
2025 haben die Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Genossenschaften erklärt. Weltweit existieren über drei Millionen Genossenschaften mit mehr als einer Milliarde Mitgliedern – über 10% der erwerbstätigen Weltbevölkerung sind Mitglied bzw. arbeiten in einer Genossenschaft. Diese Zahlen verdeutlichen eindrücklich die globale Relevanz genossenschaftlicher Organisationen.
Unter dem Motto „Cooperatives Build a Better World“ würdigt die UN nun die zentrale Rolle von Genossenschaften bei der Bewältigung globaler Herausforderungen – von sozialer Ungleichheit über Klimawandel bis hin zur Wohnraumkrise.
Genossenschaften: Demokratische Unternehmen mit gesellschaftlicher Wirkung
Genossenschaften beruhen auf den Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Sie fördern Solidarität, Mitbestimmung und Gemeinschaft – Werte, die in Zeiten wachsender sozialer Spannungen und ökonomischer Ungleichgewichte von besonderer Bedeutung sind. Im Gegensatz zu renditeorientierten Unternehmen sind Genossenschaften in der Regel stärker am Gemeinwohl interessiert als die meisten anderen Unternehmen, insbesondere im Wohnungssektor:
Die Mitglieder von Wohnungsgenossenschaften
- sind gleichzeitig Miteigentümer und Mieter,
- sie bestimmen mit
- und profitieren von stabilen, oft günstigeren Mieten (nach dem Prinzip der Kostenmiete).
- Sowie von einem lebenslangen Nutzungsrecht an ihrer Wohnung - ohne Furcht vor (Eigenbedarfs-)Kündigungen.
Weil die klassische (Wohnbau-)Genossenschaft in erster Linie eine Rechtsform zur Selbsthilfe ist, haben wir in der nestbau AG nach einem Weg gesucht, auch diejenigen einzubinden, die selbst keinen Wohnraum benötigen, aber ihr Geld verantwortungsvoll anlegen möchten. So ist die nestbau AG entstanden. Wir verstehen uns als Brücke zwischen sozialem Engagement und nachhaltiger Kapitalanlage. Dabei greifen wir zentrale Grundideen der Genossenschaft auf – Mitbestimmung, Gemeinwohlorientierung, Sicherheit – und übertragen sie in eine für die Geldanlage besser geeignete Unternehmensstruktur.
Dabei stellt die nestbau-Satzung sicher, dass das Gemeinwohl im Zentrum steht. Und die dort verankerte Stimmrechtsbegrenzung schützt die nestbau – genau wie klassische Genossenschaften – vor Übernahmen und kurzfristigen Gewinninteressen.
Die Kraft der Zivilgesellschaft
Das Wirken von gemeinwohlorientierten Akteuren zeigt: Ohne die aktive Beteiligung der Zivilgesellschaft lässt sich gutes und bezahlbares Wohnen für möglichst viele nicht verwirklichen. Genossenschaften und gemeinwohlorientierte Wohnprojekte bündeln privates Kapital für das Gemeinwohl, stärken lokale Demokratie und fördern sozialen Zusammenhalt. Eine demokratische Gesellschaft braucht zivilgesellschaftliches Engagement nicht als Randphänomen, sondern als gelebte Praxis. Sie trägt dazu bei, Demokratie im Alltag zu verankern – konkret, erfahrbar und wirksam.
Das Internationale Jahr der Genossenschaften 2025 ist eine Einladung, die Potenziale gemeinschaftlich organisierter Modelle neu zu entdecken – und gezielt zu fördern. Denn Genossenschaften und andere gemeinwohlorientierte Akteure zeigen, wie gemeinschaftliches Handeln konkrete Lösungen schafft: für bezahlbaren Wohnraum, stabile Nachbarschaften und eine solidarische Gesellschaft.
Dort, wo individuelle Selbstwirksamkeit an ihre Grenzen stößt, kann kollektive Wirksamkeit echte Veränderung bewirken.
Die immer stärkeren Genossenschafts-Links der nestbau
erschöpfen sich nicht in den o.g. zentralen Ziel-Schnittmengen. Sie beziehen sich zudem auf viele aktive Beiträge für die Stärkung der endlich seit wenigen Jahren entstehenden Tübinger Genossenschafts-Szene:
- die hochintensive Unterstützung einer hier besonderen Vertreterin, die mit nestbau-Hilfe gerade in diesen Tagen endlich auf den jahrelang vorbereiteten Baustart zumarschiert: der Unterjesingen. gut. leben - in jedem Alter eG;
- und ganz aktuell: das gestärkte Element in der künftigen Mehrsäulenstrategie der nestbau AG, gemeinwohlorientierte Drittorganisationen ganzheitlich zu unterstützen.
- Beide nestbau-Vorstände haben die Tübinger Dachgenossenschaft mitgegründet.
- Mit Wilfried Braig, Gunnar Laufer-Stark, Dorothea Mann und Uli Otto waren (und sind teilweise) gleich vier nestbau-Vorstands- und (ehemalige) Aufsichtsratsmitglieder intensiv am Aufbau der Neustart Genossenschaft beteiligt. Uli Otto hat u.a. maßgeblichen Anteil an der Akquisition eines Millionen-Förderbeitrags des Landes.
nur das Sichtbare vom Eisberg - von 1 Jahr hochintensiver Unterstützung der Unterjesinger Genossenschaft durch die nestbau