Unterjesingen: durchgestartet
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Rückblende: vor einem Jahr
Eine Genossenschaft mit einer tollen Idee. Die landauf-landab Beachtung findet - viele Orte würden das gern haben. Gute Leute, aber auch einige Zwietracht. Rasanter Zins- und Baukostenanstieg. Noch 1 Jahr Verfallsfrist auf den Förderbeitrag, auf den die Geno so stolz war. Stockende Mitglieder- und Solidarkapital-Einwerbung. Immer weniger Optimismus. Fehlende Leute für die Ehrenämter, die recht heftig Arbeit machen... so ungefähr war die Gemenge- und Gefühlslage Mitte 2024.
Grundstückssituation bis Juni 2025 mit den beiden Bestandsgebäuden links und rechts der Freifläche, hinten die unscheinbare Scheune von 1679
Anschub war dringend nötig
In dieser Situation stieß Uli Otto dazu. Zunächst ehrenamtlich mit dem noch im April 2024 geschriebenen AGIL-Antrag, der tatsächlich im Juli bewilligt wurde. Das brachte eine regelrechte Ermutigungsspirale in Gang, und genau auf solche Prozesse würde die Projektsteuerung ab da systematisch abzielen. Das Ziel: innerhalb eines Jahres soll die Geno das Projekt wirklich umsetzen - die Jahresfrist hängt mit der genannten Verfallsfrist jener immerhin 415.000 € zusammen.
Aber was kann eine Projektsteuerung mit sehr begrenzten finanziellen Mitteln denn in solch einer herausfordernden Situation ausrichten? Es ist in diesem Fall eine ziemlich persönlich geprägte Geschichte, in die wir hier ein paar Einblicke geben wollen. Halb wurde im Rahmen eines nestbau-Auftrags (auch mit weiteren Team-Kollegen) gearbeitet, halb engagierte sich Uli Otte ehrenamtlich noch obendrauf. Aber er gestaltete es als eine ziemlich untypische Projektsteuerung, eine ziemlich ganzheitliche - viel mehr als wir sie etwa von Baugruppen-Betreuungen kennen.
...bei einem der vielen ehrenamtlichen Arbeitseinsätze...
Denn worum ging es - mal nur ein paar Schlaglichter:**
Den stinknormalen Schreibtisch, die vielen excel-Tabellen und endlosen ernüchternden Schriftsätze inklusive Bürokratie-Irrsinn lassen wir hier einmal weg - und konzentrieren uns statt dessen auf die energetische Seite. Denn Uli Otto - zusammen mit Allein-Vorständin Gabi Göhring und dem engagierten Aufsichtsrat - war klar: diese Seite wird mit matchentscheidend. Sonst ist dies unsagbar komplizierte Projekt nicht zu schaffen. Also:
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Wie kriegen wir es hin, dass die wenigen ehrenamtlichen Aktiven wieder ein Team werden - eins, das sich aufeinander verlassen kann und Spaß am Zusammenwirken hat?
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Wie können wir die Öffentlichkeit nicht nur informieren - sondern begeistern, mitnehmen, anstecken mit unserem "Optimismus der Tat"?
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Wie machen wir den Banken und der Stadtverwaltung klar, dass wir sie dringend brauchen - aber dass das Projekt auch einen Sonder-Vertrauensvorschuss verdient? Wie können wir hier trotz der völlig unterschiedlichen Logiken und Temperamente es schaffen, dass auch mit diesen Akteuren eine Art Wir-Gefühl entsteht, im Sinne von "da ziehen wir engagiert an einem Strick".
Uwe Seid (Co-Leiter FB Soziales bei der Stadt) lebt genau diesen Modus - wichtiger Geburtshelfer und Begleiter des Projekts von Anfang an! -
Wie kommen wir dahin, dass mit der Unterjesingen. gut. leben - in jedem Alter eG eine einladende sympathische Gruppe und Kultur assoziiert wird: Wo es Begegnung und tolle Gespräche gibt, wo immer auch ans Willkommen-Fühlen gedacht wird, ans leibliche Wohl - mit den Erkennungsmerkmalen selbstgemachter Leckereien und heimischer Weine. Wo Veranstaltungen einfach Spaß machen und möglichst immer hinterher auch zum geselligen Beisammensein und Kennenlernen führen.
Auf all das wollten die Aktiven und Uli Otto besonders achten.
Und dabei natürlich trotzdem die "hardware" überhaupt nicht vergessen:
- die sympathische aber komplizierte Architektur nochmal gründlich optimieren - mehr Flexibilität - für Wohnungszusammenlegen oder gar Clusterwohnen, kleinere Sharing-Nutzungen (Gästezimmer, E-Auto-Ladestation), mehr Klimaanpassung, u.a.m.,
- die schönen aber teilweise eher sehr kleinen Wohnungen nochmal gründlich überprüfen, wo da mehr geht,
- die total enge Finanzierungssituation systematisch durchleuchten - kommen wir nicht mit intelligenteren Wohnflächen und besseren Förderanträgen doch noch zu einer besseren Darstellbarkeit?
- und immer wieder: wo könnten noch Fördertöpfe bestehen - und wie passen auch diese komplizierten Anträge noch in die engen Zeitpläne rein,
- und bis zur Fast-Verzweiflung der Architekten: warum sollten wir kein ganz einfaches PV-Mieterstrom-Modell hinbekommen oder gemeinsames Internet mit viel weniger Kosten? Wie können wir "barrierefrei-ready" bauen mit ganz viel Nutzen für Menschen, die dies irgendwann brauchen, aber viel weniger Kosten als nach der DIN. Kriegen wir die Heiz- und Warmwasserbereitung nicht deutlich zukunftsträchtiger hin, und-und-und....
Und jetzt Schwenk: einfach mal die Chronologie der letzten vier Monate:
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Eine völlig veränderte Aufbruchs-GV 2025 und kurz danach die aktuelle Zustimmung der Stadt machen den Weg frei zum Grundstückskauf:
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am 26.05.2025 war Notartermin. Nun gehörte das Grundstück der Genossenschaft - und es konnte richtig losgehen. Endlich!
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am 06.06. wurde gemeinsam "Baubeginn" gefeiert - auf dem eigenen Grundstück "Auf der Mauer"! So mit Bagger, Wein, Winzerkapelle, festlicher Laune und so....
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am 07. Juni, am 13., 14., 18., 20., 21., 27., 28. Juni ging's schon weiter: 10 klasse Arbeitseinsätze allein bis Ende Juni! Bis Mitte September das irre Ergebnis: über 850 Stunden wurden schon geleistet!! Ehrenamtliche Stunden
Pausenverpflegung beim Frohes-Schaffen-Einsatz Nr. xy
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am 30.06. wären sie fast verfallen ... sind es aber dann doch nicht! - die 415.000 € Fördergeld für die Pflege-WG, die ohne Baubeginn futsch gewesen wären
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am 03.07. ein ausführlicher schöner online-Artikel mit vielen Bildern
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im August Start der Fundamentarbeiten an der Scheuer und gleichzeitig ein irrer Wettlauf um die Wohnungsvergabe und um solidarische Direktdarlehen, damit die ersten Unterschriften über die ersten millionenschweren Bauverträge verantwortet werden können...
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und am 14.09. war "Tag des offenen Denkmals" bei unserer Scheuer
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am 10.10. feiern wir "Spatenstich" mit einiger Lokal- und Landesprominenz.
Auch die nestbau-Aktiven und Unterstützer:innen sind dazu herzlich eingeladen. Denn Unterjesingen ist eben auch ein ganzes Stück gelebter nestbau-DNA...