Eine Vorstellung von Massivholz als nachhaltige, moderne Bauweise
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Für das aktuelle nestbau-Projekt in Pfrondorf ist die Firma EURBAN mit einer Detailstudie beauftragt, die die Machbarkeit des Projektes unter Verwendung von Massivholz in Form von Brettsperrholz klären soll. In diesem Gastbeitrag erklärt Magda Szabert von EURBAN, was genau Brettsperrholz ist und welche Vorteile es bietet.
Holz wird seit Jahrhunderten verwendet, hat aber mit dem Beginn der industriellen Revolution seine Stellung als gängiges Baumaterial verloren.
Historische Stätten wie die mittelalterlichen Holzkonstruktionen in Tübingen können uns helfen, die 250 Jahre der Industrialisierung zu überbrücken und Holz wieder in die Reihe der viel jüngeren Materialien wie Stahlbeton oder Stahl zu stellen.
Um ihre Bauwerke zu errichten, nutzten die mittelalterlichen Zimmerleute hunderte von Jahren alte Bäume, aus denen sie die leistungsfähigsten Strukturteile herausholten. Heutzutage wird Holz so konstruiert, dass es die Leistung jahrhundertealter Bäume nachahmt und verbessert. Die heutigen Bäume sind im Durchschnitt 80 Jahre alt und stammen aus zertifizierten Forstbetrieben.
Was ist Brettsperrholz (BSP)
Brettsperrholz ist ein moderner Holzwerkstoff, der die Grundlage für Massivholzkonstruktionen bildet. Es wird aus Nadelholzbrettern hergestellt, die in einer ungeraden Anzahl von orthogonalen Schichten miteinander verleimt werden.
Dank der Kreuzlaminierung können sich BSP-Platten in zwei Richtungen ausdehnen und somit als Wände oder Böden und Dächer verwendet werden. Durch die Kreuzverleimung sind BSP-Paneele im Vergleich zu herkömmlichen Holzkonstruktionen sehr viel formstabiler.
Die Holzbretter, aus denen die BSP-Paneele bestehen, werden mit hochleistungsfähigen Klebstoffen verleimt, die keine Lösungsmittel und kein Formaldehyd enthalten, keine flüssigen Abfälle erzeugen und keine giftigen Emissionen in die fertigen Produkte einbringen.
BSP kann auch im Inneren als architektonisches Element belassen werden.
Fertigung in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Sämtliche Massivholz-Strukturelemente, die für den Bau des Projekts in Pfrondorf zum Einsatz kommen, werden in Deutschland, Österreich oder der Schweiz hergestellt.
FSC- oder PEFC-Zertifizierung
Man kann nicht über Holztechnologien nachdenken, ohne den Wald bzw. das Pflanzen von Bäumen zu berücksichtigen.
Das gesamte von Eurban verwendete Bauholz verfügt über eine FSC- oder PEFC-Zertifizierung.
Wenn man bedenkt, wie schnell ein nachhaltig bewirtschafteter Wald die Holzmasse wieder auffüllt, kann man sagen, dass nachhaltiger Holzbau eher zur Wiederaufforstung beiträgt als zur großflächigen Rodung von Wäldern.
Die Vorteile von BSP als Baumaterial
Die BSP-Struktur ist eine Leichtbaukonstruktion. Im Vergleich zu Stahl oder Stahlbeton bietet eine Massivholzkonstruktion den zusätzlichen Vorteil geringerer Lasten und erfordert daher kleinere Fundamente.
BSP ist eine Trockentechnologie. Das bedeutet, dass die Massivholzelemente, die im Werk hergestellt und während des Transports geschützt werden, trocken auf die Baustelle kommen. Während des Einbaus trocknen sie bei sachgemäßer Handhabung sehr schnell ab, nachdem sie feuchtem Wetter ausgesetzt waren. Dies wirkt sich positiv auf das Baustellenprogramm und die Qualität aus.
BSP-Platten, die im Werk verleimt und verdichtet werden, bieten ein hohes Maß an Luftdichtheit. Dies trägt zur Gebäudequalität und Energieeffizienz bei.
Die Vorfertigung von BSP ist zudem mit deutlich reduzierten Montagezeiten verbunden. Der Aufbau einer BSP-Struktur kann bei richtiger Ausführung bis zu 40 % schneller erfolgen als bei anderen Bauweisen. Dies wiederum kann das gesamte Bauprogramm erheblich reduzieren.
Darüber hinaus benötigt die Massivholzbauweise kein Wasser und verunreinigt dieses auch nicht während der Montage.
BSP und Abfall
Als Fertig- und Holzprodukt erreicht BSP ein hohes Maß an Materialeffizienz. Alle Baum- und Holzabfälle, die während des Produktionsprozesses anfallen, werden für andere holzbasierte Produkte wie Holzpellets, Holzfaserdämmung und Papier verwendet, um nur einige zu nennen.
Bäume, BSP und CO2
Bäume sind natürliche Kohlendioxid-Speicher. Sie speichern CO2 für die Dauer ihres Lebens, etwa 60-80 Jahre oder länger. BSP-Strukturen verlängern die Speicherdauer von CO2 so lange, wie die Massivholzstruktur eines Gebäudes steht, in etwa also weitere 50-60 Jahre oder mehr.
Darüber hinaus ist der Energiebedarf bei der Herstellung von Brettsperrholz im Vergleich zu anderen Baumaterialien sehr gering.
BSP, Lebenszyklus und Kreislaufwirtschaft
Schließlich können die aus einzelnen Platten bestehenden Massivholzkonstruktionen zwei oder mehr Lebenszyklen durchlaufen. Nachdem die Platten die Struktur eines Gebäudes gebildet haben, können sie in die Struktur eines anderen Gebäudes umgewandelt werden.
Fazit
Die Tragstruktur ist der größte Bestandteil eines Gebäudes und kann daher die größten Auswirkungen auf Kosten, Bauzeit und Verhalten haben.
In Bezug auf Kohlendioxid ist BSP im Gegensatz zu allen anderen gängigen Baumaterialien eine echter Kohlenstoffspeicher. Es ist wirklich erneuerbar, was bedeutet, dass es im Vergleich zu Beton oder Stahl unschlagbar ist. Es kann im Wald nachwachsen, der ebenfalls Kohlenstoff bindet. Das ist der entscheidende Unterschied zu anderen Materialien.
Aus kommerzieller Sicht bezeichnen große, internationale Bauunternehmen wie MACE BSP als „Concrete’s Newest Rival – Der neueste Rivale von Beton“ und setzen sich mit großem Gewinn dafür ein. BSP bietet ihnen bessere zukünftige Renditen für zukünftige Investoren.
Weiterführende Links
- zur Webseite von Eurban (englisch)
- zur Projektseite „Pfrondorfer Neschtle“